Fenster und Identität

Fenster und Identität

Man kann Gebäude unter den verschiedensten Kriterien beschreiben, klassifizieren und bewerten.

Mein Anliegen ist es zu diskutieren, was Fenster in Gebäuden, insbesondere in Wohngebäuden bedeuten.

Meine These ist, dass es die Fenster sind, die die Identität der Bewohner an und hinter den Fenstern ihres Wohnhauses behaupten.

Fenster habe Funktionen. Sie bieten – mit en Funktionalisten gesprochen – Licht, Luft und Sonne.

Reste von ersten Siedlungen, deren Fundamente man gefunden hat, z.B. bei … den Slawen in Mecklenburg Vorpommern (?) weisen keine Fenster auf. Vielleicht kann an sie nur nicht nachweisen, Eigentlich sind die Häuser kunstvoll und geschickt gebaut und es wäre den Bauleuten nicht unmöglich gewesen auch Öffnungen zu konstruieren.

[Bild, Quelle]

Fenster sind weiterhin das entscheidende Element an einem Wohnhaus, das den Kontakt zwischen Innen und Aussen, zwischen den Menschen im privaten und im öffentlichen Raum regelt.

Fenster haben Formen. Ob es einfach runde oder vierckige Löcher sind, hat bereits eine Bedeutung in unserer kulturell geprägten Wahrnehmung, um was für Bewohner es sich handeln mag, die sich hinter den Fenstern befinden.

Die leeren, monotonen Fensterlöcher in enormen Fassaden, mutet an billigen Wohnraum für arme Menschen an, die versorgt sind, aber nicht unbedingt erfreut.
Bei den runden Löchern, vielleicht in einer Erdhöle, würde ich an die Hobbits denken. Als idealisierte Phantasiefiguren des entspannten und glücklichen Lebens.

Das sind extreme. Dazwischen gibt es alle konstruierbaren Formen und Farben und nicht zuletzt die von der stilgeschichte bestimmten Epochen und ihrer Weltanschauung zugeorneten Formen von Fenstern. Z.B. das gotische Spitzfenster oder das romanische Fenster mit Bogen (?).

Wie das Fenster benutzt wird oder historisch benutzt worden ist, im Kontakt zwischen Innen und Aussen, sieht der kundige Betrachter ihm an.
Ist es ein Fenster zur Natur für den von der lokalen Gemeinschaft zurückgezogenen reichen Individualisten, oder das mit  prunkvollem Rahmen geschmückte Fenster des Fürsten oder angesehenen Bürgers, in dem dieser sich zeigt und vielleicht gehuldigt wird. Mit einem Blasorkester zum runden Geburtstag vielleicht. Oder sehen wir gar den Papst im hohen Fenster, der “der Welt” seinen Ostersegen erteilt. Urbi et Orbi.

[xxx_https://religion.orf.at/v3/stories/3000363/]
[zweites bild vom ganzen Gebäude]

Auch diese Beiden Situationen von Männern im Fenster ikonographisch

 

Die Ikonographie der Formen von Fenstern sollte Architekten bekannt sein. Laien verstehen sie aber auch meist, wenn auch nicht unbedingt im historischen Kontext, sondern weil man sich über die Sitationen, wie Fenster gebraucht werden und an welchen Gebäuden und in welchem Zusammenhang unbewusst bewusst ist.

Vor allem Laien haben machen sich aber auch einen Spass daraus Gebäude zu antrpomorphisieren (wobei auch Tiere eine Rolle spielen können.
Sie gibt es in Berlin das Konferenzgebäude “schwangere Auster” oder man meint, Fenster in einem Haus können “Augen wie Argus” machen [Zitat aus Handmade Houses] oder, wenn sie in besonderer Weise angebraht sind, kann man sogar den Eindruck bekommen, Häuser seien Gesichter von Menschen. Bei diesem Eindruck spielen die in bestimmter Weise gestalteten Fenster eine wichtige Rolle.

Aber nicht zuletzt möchte ich über den Symbolwert von Gebäudeelementen sprechen, die man benutzen kann.
Am Beispiel der Treppe fällt mir das am leichtesten.
– hochgehen können
– herschafftliche Treppe
– Treppe mit bestimmten perönlichen oder aber kulturellen Erinnerungen (die Steintreppe im Haus meiner Grossmutter, Cinderelle verliert auf der Treppe ihren Schuh).

Beim Fenster könnte das sein:
– das Fenster aufmachen und atmen, oder aber hinausschreien und gehört werden
– das reiche oder das arme Fenster
– Genau das Fenster an dem der Paps unter Corona stand, was nicht das normale Fenster mit breitem Balkon ist.

Grösse in Bezug auf den Menschen, Abstandsrelationen, in denen privater und öffentlicher Abstand gemessen werden, und höhe von der Strasse spielen eine Rolle.

Eigentlich sollte ich meine Magisterarbeit über die Benutzung des Fensters in verschiedenen Kulturen beschreiben.
Das hat mich leider nicht interessiert.

Mich hat der Blick aus dem Fenster und was dieser metaphorisch bedeutet oder aber die Ikonographie des Fensters in unser Kultur, sowie die Bedeutung des Fensters für den Kontakt zwischen Innen und Aussen in Bezug auf die lokale Öffentlichkeit interessiert.

Ich habe erwogen, aber mich dagegen entschieden, Architektur zu studieren. Aber ich mochte herausfinden, wenn ich denn Gebäude mit Fenstern entwerfen sollte, welche Kriterien ich anlegen würde oder zumindest könnte, um nicht nur nach dem Gefühl irgendeine Form zu gestalten.

Ich möchte mich auf die Lesbarkeit von Architektur beziehen, wie sowohl Fachleut aber auch Laien sie interpretieren können.
Zwischen diesen beiden Gruppen gehen die Meinungen leider oft auseinander, was gute Architektur ist.

Ich fühle dazwischen zu stehen und vermitteln zu wollen.

Ich mag weder Kitsch, noch Wohngebäude, die nur noch Skulpturen sind und den Bewohner hinter Fassaden mit undefinierbaren Fenstern verstecken.

Zitat Annas Lehrer

Wenn man sich tatsächlich Fenster in verschiedenen Kulturen ansieht, Gibt es markante Unterschiede …. Holland, Italien Eisenheim.
Aber um etwas vernünftiges über die Unterschiede zu sagen, müsste man tatsächlich Literatur finden, in der über die Kommunikation zwischen lokaler Privatheit und Öffentlichkeit geschrieben worden ist.

Darüberhinaus ist der Fensterschmuck in fremden Ländern so bizarr und Bedeutungsgeladen, dass es mir keinen Sinn macht ihn oberflächlich von unwissender westlicher Sicht aus zu kommentieren.

Identität

Westliche, regionale, lokale Identität und Handlungsvorgaben und ihre Symbole
(Fenster als Einstellungsrahmen und Handlungsort).

Am Anfang meines Kulturanthropologiestudiums, 1978 in Frankfurt/Main waren Heimat und lokale Identität Themen, die viele Menschen betrafen.

Prof. Ina-Maria Greverus hatte ein Raumorientierungsmodell entwickelt, wo sie schrieb, dass der Einzelne in vier Bereichen die Möglichkeit von aktiver Aneignung seines Raumes erfahren müsse, um sich identisch und lokal verankert zu fühlen, lokale Identität erlangen könne.
Das seien die Bereiche
Instrumentell – auch Einkommen und Arbeit betreffend
kontrollierend – auch politisch und den Zugang und die Macht über Räume betreffend
soziokulturell – auch kulturelle Aktivitäten und Kontakte betreffend
symbolisch – auch den visuellen Ausdruck betreffend.

Ihr Identitätsbegriff – also der der Gruppenidentität – lautet in etwa, so, dass der einzelne Mensch sich
als … selbst sieht, als … von anderen gesehen wird und nicht zuletzt als … von anderen anerkannt wird.
Da gibt es Selbstbilder und Fremdbilder.

Der Begriff der Identität wird heute intensiver diskutiert als eh und je. Möglicherweise, weil lokale Gemeinschaften, die wie selbstverständlich und unhinterfragt die Identität von Menschen entschieden haben, sich in modernen, mobilen Gesellschaften immer mehr auflösen.

(schreib über aktive Aneignung!)

Der deutsche Soziologe Andreas Reckwitz (..,) spricht heute von

1. einer Hyperkultur, wo sich verschiedene Individuen Teile von verschiedenen Kulturen aneignen, um ihre eigene Identität individuell zu erkennen und zu beschreiben,

  1. der Bildung von moralische motivierten Identitätsgemeinschaften, wo sich der Einzelne auf Gruppen bezieht.
    Hier werden Gruppen von Menschen als homogene Gemeinschaften gedacht. Sie entstehen als ”imaginäre Gemeinschaften.Reckwitz diskutiert, ob die Gesellschaft in unserer Zeit immer mehr auseinanderfällt, weil verschiedene Gemeinschaften sehr starke Gefühle zu ihrer eigenen Identität haben, die sich aber von der Identität ihrer Nachbarn unterscheidet, woraufhin sie sich bekämpfen und bekriegen.Solche „Kriege“ haben sicher oft zwischen den Jugendlichen verschiedener Nachbarjungen stattgefunden. Das neue mag sein, dass die Gruppen sich nicht mehr lokal bilden, sondern quer durch verschieden lokale Räume sowie virtuell

[Bizarr ist der Streit zwischen klassischen Feministinnen und Queerfeministinnen, die sich gegenseitig Hass, Menschenfeindlichkeit und „mysogyni“ nachsagen, wo die einen den Körper bei der Definition von „Geschlecht“ hervorheben und das Stereotyp, wie man „Geschlecht“ auslebt und gestaltet „Gender“ nennen, die anderen behaupten der Körper spiele keinerlei Rolle bei der Feststellung des Geschlechts, Geschlecht sei ein Gefühl, das jeder Mensch in sich findet. Hier ist Geschlecht und Gender sozusagen das gleiche. Auch wenn manche Transpersonen, dann ausgerechnet doch anstreben, den Körper zu transitieren in einer Weise, die dem anderen Geschlecht entspricht.
Queerfeministen unterstreichen die Freiheit der Frauen zu Sexarbeit und Leihmutterschaft. Feministinnen verurteilen die Männer, die sich den Körper von oft armen und notleidenden Frauen gegen Geld kaufen.]

[Aber das nur als Stimmungsbild, in welcher Zeit ich mich 40 Jahre nach meinem Studium wiederfinde. ]

Ich habe auch Kunstgeschichte, Architekturgeschichte und Denkmalpflege studiert. Bei Landeskonservator prof. Gottfried Kiesow.
Von der Kritik an der Architektur der 60er Jahre (Mitscherlich: Die Unwirtlichkeit unserer Städte) aufgeschreckt, wollte ich fragen, wie denn ein „schönes“ Haus aussehen müsse, mit dem sich die Bewohner der Stadt und von Gebäuden „identisch“ fühlen.

Ich habe meine Abschlussarbeit über Fenster – Fenster als Bedeutungsrahmen und Einstellungsort – (genauer) geschrieben und bin zu der Überzeugung gelangt, dass es Fenster sind, die einem Gebäude ihre Identität geben. Auf jeden Fall Wohngebäuden. Aber oft auch öffentlichen Gebäude.

Fenster geben Licht, in Bürogebäuden kaum noch Luft, in Wohnhäusern leben Menschen mit, hinter und an Fenstern.

Hier fängt es an

Es sind Fenster, die aus einem Schuppen, aus einer Höhle, aus einer Skulptur ein Wohnhaus machen.

Wohnhäuser ohne Fenster werden als armselig empfunden, als Erdlöcher, in denen man haust. Sie können einen gewissen Charme haben wie die historischen Bauernhäuser auf Island, aber selbst in diesen Häusern, die ganz von Erde überzogen sind, gibt es in der Front nicht nur eine Tür, sondern auch Fenster. (Nupsstadur).

Historische Fenster im isländischem Nubsstadur
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Historische Häuser im isländischen Nubsstadur

Iglos haben keine Fenster, sondern nur einen Tunnelartigen engen Eingang und Jurten auch und die rekonstruierten Burgen der Wikinger sind ebenfalls dann schon riesige Gebäude ohne Fenster (um das Jahr 1000. Neue Forschung behauptet allerdings, dass man schon Glas kannte und da ja keine Häuser stehengeblieben sind, kennt man nur den Grundriss und kann die Größe und etwaige Form erahnen.)

Erste Fenster mit Glas gibt es in europäischen Gegenden seit dem 1. Jh unserer Zeitreichnung. Die ersten Namen für Fenster sind im Altnordischen gluggr, vindgluggr, vindauga – Lichtöffnungen.

Gebäude ohne Fenster sind ein historisches Phänomen, weil man erst mal auch die technischen Möglichkeiten haben musste Schutz- und Rückzugsräume trotz Lichtöffnungen warm zu halten.
Falls es heute irgendwo noch Gebäude, die zum Wohnen benutzt werden, gibt, die keine Fenster haben, vielleicht in den letzten Stammeskulturen, die irgendwo im Urwald überlebt haben, möchte ich die Erkundigung der Lebensweise in solchen Häusern anderen überlassen, wie ich mich auch nicht wirklich mit dem Umgang mit Fenstern in anderen Kulturen, etwa in Japan, beschäftigt habe.

Die Funktionalisten, die um die Jahrhundertwende, in die 1920er Jahre hinein die Architektur – nicht zuletzt der Fenster – radikal verändert haben, forderten: Licht, Luft, Sonne. Sie bezogen sich also auf die vielleicht ursprüngliche Funktion von Fensteröffnungen.

In der Funktionalistischen Architektur sollte Form weniger wichtig sein als eben Funktion. Trotzdem haben auch die Fenster dieser Epoche eine Ikonographie. Dinge sind geformt, egal wie.

Fenster, wenn sie denn da waren, haben aber nie nur Licht eingelassen, sondern waren auch die Berührungsfläche zwischen Innen und Außen als Berührungsfläche zwischen privat und öffentlich, Kultur und Natur.

Das Studium fremder Fenster und Formen kann faszinieren. Ich möchte aber von europäischen Orten ausgehen.

Schon innerhalb von Europa gibt es wesentliche Unterschiede, wie Menschen Fenster gestalten und mit ihnen umgehen.
Das hat auch wieder etwas mit den Witterungsverhältnissen zu tun, aber auch mit den regionalen und nationalen Kulturen.

Im italienischen Süden sind die Fensterläden den ganzen Tag geschlossen. Ich habe nicht untersucht, wann sie geöffnet werden. Das wäre sicher interessant zu sehen, ob sie nur zum Lüften geöffnet werden, wenn überhaupt, oder auch in kulturellen und sozialen Zusammenhängen.

In Deutschland verhindern Gardinen den Einblick, lassen aber den Blick nach außen, auch den heimlichen Blick nach außen zu. In meiner Kindheit gab es alte Leute, die mit einem Kissen unter dem Arm im Fenster gestanden haben, geguckt, was auf der Straße los ist und mit den Leuten geredet.
Auf dem Dorf saß man wohl eher auf einer Bank vor dem Haus. Aber in die Wohnküche, nicht in die gute Stube, durften Nachbarn und Freunde ohne weiteres eintreten. Wie in Italien spielte das Fenster kaum eine Rolle.
Heute lassen viele die Fenster einfach gardinenlos oder ziehen sie nur zu, wenn sie wirklich privat sein möchten.
Damit hat man sich in Deutschland skandinavischen Kulturen angeglichen. Hier kann diese Kultur davon geprägt sein, dass Skandinavier einander eher höflich in Ruhe lassen, während Deutsche vielleicht aufdringlicher sind, als Blockwart oder auch selbstloser Helfer.

In den calvinistischem Niederlanden wollten Bürger zeigen, dass sie es geschafft hatten, erfolgreich waren, weshalb man von der Straße aus Passanden in die Wohnstube gucken ließ und keine Vorhänge benutzte.

Wie man mit Fenstern umgeht, zwischen Innen und Außen sind kurz also von Klima und Kultur abhängig.

Also zu Gebäuden in vor allem mitteleuropäischen Orten. Was bedeutet das Zusammenspiel ihrer Formen und Funktionen?
Was für eine Kultur befördern sie? Hinter welchen Fenstern kann man sich wohlfühlen? Was scheinen sie über die Identität der Bewohner auszusagen? Und die gewagte Frage: was für Fenster machen Häuser schön.

Ich möchte einleitend über Häuser zu schreiben, die keine Wohnhäuser sind, sondern Kulturgebäude.
Als solche muten auch ihre Fenster als etwas an, was ein Mensch benutzen könnte.

Besonders moderne Museen ähneln mehr Skulpturen als Gebäuden, in denen sich wirklich Menschen bewegen und durchs Fenster gucken können.

Aber niemand guckt im Museum aus dem Fenster, ob es geht oder nicht. Im Museum zeigt sich auch niemand im Fenster, ob es geht oder nicht. Im Museum guckt man auf die Bilder in ihren Rahmen.

In diesem Sinn sind Fenster im Museum nicht wichtig. Sie tragen dazu bei der Skulptur, die das Gebäude darstellt, einen interessanten Aspekt zu geben, aber sie haben keine Funktion. Sie verschönern die Skulptur. Solche Fenster wären in Wohnhäusern eher unbrauchbar. Oft lassen sie nicht einmal Licht in das Gebäude, da die Bilder vor Licht geschützt werden müssen.

Beispiele für solche Skulpturen sind das Guggenheim Museum in Bilbao in Spanien, das zwar auch eine Glasfassade, aber an seinen wilden Formen keine Fenster zu haben scheint.

Andere Museen, wie Ordrupgaard in Ordrup in Dänemark der Architektin Zaha Hadid, haben zwar ein riesiges, unkonventionell geformten Fensters. Dieses hat aber auch nicht mehr den Ausdruck eines Fensters, sondern der einer Fassade.
In Bezug auf eine Ikonographie von Fenstern könnte es an die Villen erinnern, die nach vorne hin geschlossen erscheinen, aber zum Garten oder Park hin ein riesiges Fenster haben, die die Natur ins Wohnzimmer holt.

[aus: xxx_https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Ordrupgaard_Museum_extension.jpg]

Tiny Häuser haben manchmal entweder kaum Fenster oder die ganze Fassade besteht aus einer interessant geformten Glasscheibe. Beide Typen Tiny Houses versprechen Freiheit aufgrund des Standortes, wobei man mit manchen sogar mobil ist.
(Zwischen den beiden extremen gibt es aber auch eine unzahl imitierter Baustile, die gerade die Fenster andeuten.)

Das eine hier gezeigte Haus ähnelt wie beschrieben eher eine Höhle, das andere der Villa, die den Garten in das Haus holt. Beide Gebäude haben keine Fenster, durch die sozialer Kontakt stattfinden würde.

[xxx_https://www.timo-haus.de/tiny-house]

[xxx_https://www.netzwelt.de/picture/index.html#324016]

Architekturrezensionen sind oft besonders an den Gebäuden interessiert, die als Skulpturen bezeichnet werden können, ihrem Wagemut, ihrer Anmut, ihrer Materialität, auch ihrer Ikonographie. –Venturi und Scott Brown  unterscheiden zwischen „Ente“ und „dekoriertem Schuppen“. Dekorierte Schuppen sind praktisch alle Häuser, die einen einfachen, meist rechteckigen Korpus haben und eben verschiedenste Ornamente tragen, aber den Begriff der Ente finde ich irreführend. Kaum ein Haus ist so gestaltet, dass seine skulpturartige Form an einen konkreten Gegenstand oder ein Wesen erinnert.
Aber die Häuser, die eben einer Skulptur mehr ähneln als einem Haus, die gibt es überall.

Inspiriert von Venturi und Scott Brown unterscheide ich zwischen dekoriertem Schuppen und Skulptur unterscheiden.

[xxx_https://www.monopol-magazin.de/learning-von-las-vegas-eyes-that-saw-lektionen-aus-der-casinostadt]
[vielleicht anderer, besserer Hinweis?]
[bessere Auseinandersetzung damit, was sie eigentlich sagen wollten]
[Bild]

Und ich meine, ob Skulpturen auch gute Wohnhäuser sein können, hängt oft davon ab, wie die Fenster gestaltet sind. Kann man mit ihnen – nur theoretisch oder nicht – noch mit der Umgebung kommunizieren, oder hat man sich praktisch in einem dekoriertem Schuppen verschanzt, wo die Dekoration allerdings in der Form besteht, die das Gebäude bildet.

Die dekorierten Schuppen bilden vielleicht die Mehrzahl von Gebäuden, insbesondere von Wohngebäuden, aber auch von Schlösser oder Kirchen.
Die historischen Stilarten haben jeweils ihre dekorativen Ornamente oder Bauelementen, die vor allem der Gestaltung dienen, Romanik (u.a. Rundbögen), Gotik (Spitzbögen), Renaissance (Säulen), Barock (schwulstige Ornamente, die aus der Fläche herauswachsen), Rokoko (oft Blätterkränze), Klassizismus (wieder die Säulen), Historismus (Mischung von allem), Jugendstil (naturnah und verspielt und oft exaltierter Weise) und Moderne (die demonstrative Absage an Ornamente und der reine Kasten).
Natürlich sind die Stilarten hier nur sehr oberflächlich beschrieben und man kann auch immer wieder fragen, ob manche Stile sich nicht bemühen, skulpturartige Elemente zu bilden.
Aber im Gegensatz zu z.B. einem Guggenheim Museum dominiert der Korpus in einer klaren, in sich auch wieder ikonographischen Form, die sich in verschiedenen Varianten bei allen Gebäuden wiederholt, wobei die Ornamente oder ikonographischen Formen sind, die die verschiedenen Stilarten leicht erkennbar machen.

Wenn ich über Stilarten schreibe, bewege ich mich allerdings schon wieder in Richtung auf öffentliche Gebäude, die eben ihre eigene Ikonographie haben.

In Bezug auf Wohngebäude sind es meist einfach die Fassaden – und nicht zuletzt die Fenster (!) – die mit den wiedererkennbaren Ornamenten dieser Stile geschmückt sind.

Ich kann hier keine Stilgeschichte der Architektur und ihrer Fenster schreiben. Ich interessiere mich für die Städte, in denen wir leben.
Und ich möchte Anregungen dazu geben die Fenster zu lesen, die sich an den Gebäuden befinden, in denen Menschen wohnen.
Was für eine Identität geben sie den Häusern. Und vor allem, was für eine Identität geben sie den Bewohnern.
Wie kann man diese Fenster benutzen und wie nicht. Wie sehen sie aus, wie man sie benutzen könnte und was bedeutet dies wiederum für Identitäten?

Ich behaupte, dass die Wahrnehmung, ob ich jedenfalls ein Haus als schön und gelungen oder nicht empfinde, sehr viel damit zu tun hat, wie ich die Fenster wahrnehmen und bewerte.

Fenster zeigen  aber nicht nur einen Stil, sondern sind auch benutzbar. Wie sie benutzt werden können, hängt auch von ihrer Form ab.
Bewohner haben verschiedene Bedürfnisse und Möglichkeiten. Die Umgebung lässt manches zu, anderes nicht.

Und da Fenster als Stilelemente kultureller Identitäten zum Ausdruck finden, – Stil gibt Hinweise auf Identität, ob durch Kleidung oder Gegenstände ausgedrückt, – frage ich, ob die Ausformung von Fenstern, ihre Gestaltung, aber in diesem Zusammenhang auch die Möglichkeiten ihrer Benutzbarkeit, Hinweise auf die Identität der Bewohner machen. 
Und nehmen die Bewohner aktiv (Greverus: aktive Aneignung ) diese Möglichkeiten sich über die Fenster in ihrer Identität zu erkennen zu geben in Anspruch und empfinden sie selbst sich identisch mit der Identität, die die Fenster für die Bewohner eines Hauses andeuten, oder nicht? 

Diese Frage kann ich natürlich für den einzelnen Bewohner nicht beantworten. Aber ich kann die Frage stellen.

Historie

Die meisten europäischen Städte sind Ende des 19. Jahrhunderts rapide gewachsen. Stadthäuser aus dieser Zeit weisen in ihrer Ornamentik oft einen Historismus der nach Lust und Laune gemischten Stilarten aus, die sich eben oft um die Fenster ranken.

Ich bin mit diesen Fenstern UND mit den leeren Fensterlöchern der zerbombten Städte aufgewachsen. An Häusern, die so schnell und billig wie möglich über den Bombenlöchern hochgezogen worden sind.
Ich habe selbst in einem solchen Haus gewohnt, aber auf Häuser geguckt, die stehengeblieben waren und diese typischen Steinrahmen um die eigentlichen Fenster aufwiesen.

Mein Interesse an „guter Architektur“ ergibt sich aus der Frage: ja wie kann man denn ansprechende Häuser bauen, ohne dass sie so tote Fenster haben, aber auch nicht den Historismus ein weiteres mal wiederholen. Was können Fenster?  Wie ist ihre Ikonographie zu lesen?

Belle etage

Großbürgerhäuser der Innenstädte der Zeit vor der Übernahme der Straße durch Autos zeigten deutlich, wer in welcher Etage wohnte, was durch die Größe der Fenster und ihren Schmuck unterstrichen wurde.
Am Haus in der Limburger Straße in Köln, die Aufnahme ist von 1902, das Haus vermutlich aus einer Zeit, in der der es noch mehr Fußgänger als motorisierte Fahrzeuge gab, legt nahe zu glauben, dass im ersten Stock die Großbürger wohnten, im nächsten auch noch wohlhabende, aber nicht ganz so bemittelte Leute und im oberen Stock vielleicht noch die Dienstmädchen.
Die  Dame des Hauses konnte durch die Gardine beobachten, was sich auf der Straße abspielte, ohne gesehen zu werden, während der Hausherr auch auf den Balkon treten konnte, wenn er zu passender Gelegenheit mit einer Blaskapelle gefeiert wurde.

Ich habe noch kein Bild gefunden, auf dem diese bekannte hitorische Konstellation, die die Verteilung der Klassen in einem Haus gut sichtbar zeigen würde, aber das Prinzip ist wie auf dem hier gezeigten Haus, das aber wohl aus der Zeit vor/um die Jahrhundertwende vor 1900 stammt.

[Ulla Weber, Berlin, nicht weit von Yorkstrasse]

Fenster als Rahmen

Unter dem Fensterrahmen versteht man natürlich den Rahmen, der das eigentliche Fenster hält. Aber viele „Fensterlöcher“, in das das Fenster eingebaut ist, haben nochmal einen Rahmen aus Stein. Besonders in historischen Bürgerhäusern, wo dieser Rahmen eben – oft historistisch – ornamentiert ist, bzw. von einem Bogen oder einem Dreieck über dem Fenster noch einmal hervorgehoben.

In sonst schmucklosen Fassaden sind diese Steinrahmen dann manchmal das einzige, was den Bewohnern hinter den Fenster eine gewisse klassische Würde gibt. Wenn er sich hinter dem Fenster zeigt, der Bewohner, steht er eingerahmt da wie auf einer an die Wand gehängten Fotografie.

Viele dieser Steinrahmen an einem Haus deuten immerhin an: hinter jedem dieser Fenster wohnt eine Persönlichkeit. Fensterlöcher in einer schmucklosen Fassade lassen die Bewohner als arm und in Wohncontainer verfrachtet erscheinen. Immerhin ein bisschen Luft kommt in die Behausungen.

Genau gegen eine zufällige Ornamentik an Gebäuden hatte der Wiener Architekt Adolf Loos sein Pamphlet „Ornament und Verbrechen“ geschrieben.

Sein Gebäude am Michaelsplatz in Wien benutzt allerdings zwar keine Ornamente, hat allerdings absolut klassische Elemente wie Säulen und die Fenster sind nicht einfach viereckige Löcher, sondern haben Unterteilungen und eine gewisse Größe, die den Bewohnern dahinter eine gewisse Würde verleihen. Die Blumenkästen sind wohl später hinzugefügt.
Die Fenster befinden sich auch nicht in irgendeinem Haus, sondern in einem Haus, dem die Marmorsäulen Status verleihen.

Die Blumenkästen soll er nur widerwillig zugelassen haben.

Verschiedene Fensterformen – klassische, in eine Stilgeschichte eingebettete und spielerische

Die Fenster der Funktionalisten sind Fensterbänder an weißen, glatten Fassaden. Oft läuft das Fenster noch um die Ecke. (Ernst May, Römerstadt). Die Fassade ist glatt, aber oft gibt es auch Säulengänge.

Das normale Fenster steht im Portraitformat und ist im ganzen Gebäude gleich groß.

Sofern das Gebäude an einer Straße steht, in der es Geschäfte gibt, ist die Unteretage oft verschieden gestaltet. Dort wird natürlich nicht gewohnt, es sei denn, das Geschäft ist geschlossen und hat keinen Nachfolger gefunden.

In historischen Altstadthäusern gab es die kleinen Handwerkerbetriebe, die ihren „Laden“ öffnen konnten, indem sie den Fensterladen herunterklappten. Zum Beispiel ein Schuster konnte hier sitzen und arbeiten, aber auch Kunden bedienen. Vom Fensterladen der Name für „Geschäft“.

Fenster, die durch Sprossen unterteilt sind, werden meist als „schön“ gegenüber Fensterlöchern empfunden.
Die Sprossen deuten an, dass man versucht hat, die Fenster zu gestalten, auch wenn die Sprossenfenster früher einfach durch die technische Produktion des Glases bedingt waren.

Es gelingt meiner Meinung nach aber manchem Architekt Fenster so zu unterteilen, dass sie nichts al langweile ausstrahlen. (Beispiel finden, CPH syd)
Während die Vergrößerung einer eigentlich banalen Form für mich was hergibt. (Cph Bürofenster)

 

Das klassische Fenster sieht einfach so aus wie das „Winterfester“.

Natürlich gibt es ganz viele verschiedene Fensterformen. Aber man kann die meisten klassischen Formen zuordnen.

Auch wenn diese Zuordnungen für verschiedene Menschen verschieden ausfallen. Zumal verschiedene Elemente in verschiedenen Kulturen unterschiedliche Bedeutungen haben können. Tatsächlich finden sich die Spitzbögen schon zur Zeit der Abbasiden (um Bagdad), in der islamischen Architektur. Ob sie dort eine ähnliche Bedeutung und ähnliche Befindlichkeiten aktivieren wie bei uns bei „gotischen“ Spitzbögen weiß ich nicht.

Aber ich glaube, dass wir auf die Form und ihre Ikonographie reagieren, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht, egal welche Formen wir vorziehen und egal, ob jeder sie unterschiedlich bewertet, Über Geschmack lässt sich ja nicht streiten.

Aber man kann eine Sprache finden für die „Sprache der Architektur“.